Gedanken zu kleinen Tierchen, Emotionen und Gelassenheit

Okt 2, 2019 | Allgemein | 10 Kommentare

Hallo liebe Ordnungsliebende,

kennst Du auch diese kleinen Tierchen, die nachts im Kleiderschrank sitzen und die Klamotten enger nähen? Na, dann bin ich ja schon mal beruhigt, dass nicht nur mich dieses Schicksal ereilt hat! 😉

Als ich den diesjährigen Aufruf zur Blogparade von der wunderbaren Gela Löhr von Lemondays – dem Onlinemagazin für Frauen in den Wechseljahren las, hab ich sofort gedacht, dass ich mitmachen möchte. Mein zweiter Gedanke war, wie passt das Thema

“Bye, bye Traumfigur? Wie geht das mit dem Wohnfühlgewicht ab 40? Oder 50?”

zu mir als Ordnungs-Expertin? Ich musste nicht lange darüber nachdenken, denn genau diese Frage beschäftigt viele meiner Kundinnen. Und so werfe ich jetzt einen “ordentlichen” Blick auf das Thema 🙂

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Wenn eine neue Kundin mich anruft, geht es oft um Papierkram oder andere neutrale Bereiche. Wenn wir dann miteinander arbeiten kommt die emotionale Frage: “Machst Du auch Kleiderschränke?” Oh ja, sehr gerne sogar. Denn dieses Thema ist mit eins der emotionalsten, was den persönlichen Bereich betrifft.

Die aufräumende Japanerin, von der Du mit Sicherheit schon gehört hast, hat ein ganz klares Konzept und räumt nach 5 Kategorien auf: Kleidung – Bücher – Papierkram – Kleinkram – Erinnerungstücke. Sie sagt dazu, dass die emotionalste Kategorie am Schluss dran ist. Hä? Ich will ja jetzt nicht unhöflich sein, aber ich vermute, diese kleine, schmale Person hat auch in ihren Schwangerschaften kaum mehr gewogen als vorher oder nachher.

Emotionale Kleidung

Aus Erfahrung weiß ich, dass gerade das Thema Kleidung hoch emotional ist, warum ich mit meinen Kunden diesen Bereich selten als ersten aufräume, ausmiste und sortiere. Meine Kundinnen sind fast alle ab Mitte 40 aufwärts und in den Kleiderschränken finden sich jede Menge schöne Stücke der Marke “da will ich wieder reinpassen”. Während wir miteinander arbeiten, darf ich erleben, wie viele Veränderungen die “Jahre des Wechsels” mit sich bringen. Schöne und wundervolle, aufregende und fühlende, achtsame und sich selbst wichtig nehmende, sinnbringende und bedeutsame Veränderungen. Ich liebe diese Gespräche über Kleidungsstücke, die zu einem besonderen Anlass getragen wurden und Geschichten über die Emotionen, die damit verbunden sind.

Wirklich nur einmal war ich bei einer Kundin, die 30 Jahre später noch in ihr Kostüm vom Abschlussball passte. Ich “zwinge” meine Kundin gerne, Kleidungsstücke anzuziehen, wenn sie mir ein pauschales “das behalte ich auf jeden Fall, das passt noch” vor die Füße werfen. Nee, so einfach geht das nicht, wenn die Ordnungstante im Haus ist. Ich befehle dann gerne ein fröhliches “Anziehen!”, was manchmal erst nach der zweiten Aufforderung Früchte trägt. Besagte Kundin zog also ihr fliederfarbenes Kostüm an und stellte sich im Flur vor den Spiegel – und lachte und lachte und lachte! Diese Schulterpolster aus den 80ern waren einfach großartig! Sie hat dieses Kostüm immer im Ganzen gesehen und ich habe ihr dann den Vorschlag gemacht, den wadenlangen Rock auf aktuelle Knielänge zu kürzen und den Blazer auszusortieren. Und nun kommt der Rock zu neuen Ehren.

Das Auf und Ab …

Ich habe selbst so einiges an Gewichts-Auf-und-Ab hinter mir. Und deswegen weiß ich aus Erfahrung, selbst wenn ich einige Kilo abgenommen hatte und wieder in die Sachen hineinpasste, die jahrelang ein einsames Dasein im hintersten Eck des Kleiderschranks fristeten, wollten sie trotzdem nicht mehr so richtig sitzen. Denn es lässt sich nicht leugnen, die Figur verändert sich.

Genauso wie sich das Gesicht verändert, weil es im Laufe der Jahrzehnte mehr Lachfalten bekommen hat. Oder die Schuhe nicht mehr so hoch, nicht mehr so spitz und auch nicht mehr so schmal sein dürfen, weil die Füße einfach breiter geworden sind. Oder die Hose zu lang ist, weil wir doch im Laufe unseres Lebens ein paar Zentimeter an Größe lassen. So ist es auch mit dem Schnitt unserer Hosen, Blusen und Röcke. Abgesehen davon, dass Du vielleicht heutzutage nicht mehr wadenlang tragen möchtest und 3/4-Ärmel vielleicht doch blöd an Dir aussehen oder Du Deine Hosen nicht mehr unter dem Bauchnabel, sondern lieber in der Taille sitzen hast, das ist der Lauf der Zeit und genauso darfst Du es für Dich annehmen.

Es wird Zeit, “Bye Bye” zu sagen.

Mach einen großen Stapel mit all den Kleidungsstücken, die Dir mal lieb und teuer waren. Die Du so gerne getragen hast und von denen Du schon seit einigen Jahren denkst, dass Du nochmal hineinpassen möchtest. Doch nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Willst Du Dich wirklich nochmal in die kleinere Größe zwängen? Ist es nicht viel entspannter, Abschied zu nehmen von der vermeintlichen Traumfigur? Das Leben ändert sich und der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann. Denke für Dich eine neue Richtung und freue Dich darüber, dass es jetzt endlich so sein darf, dass Du Dich von dem Gedanken verabschieden darfst.

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir die Frage stellst, wann Du einzelne Kleidungsstücke zuletzt getragen hast. Und mal ganz ehrlich, wieviel Kino müsstest Du abnehmen um dort wieder hineinzupassen? Vielleicht ist jetzt auch einfach nicht mehr die Zeit für Größe 34? Oder 42? Ich bin mir sicher, Dein Körper denkt sich etwas dabei, genau wie es meiner tut. Such Dir zwei oder 3 Lieblingsstücke aus, mache Fotos davon oder hebe sie einfach auf. Packe sie in eine durchsichtige Kiste und lagere sie ganz oben oder unten im Kleiderschrank oder im Keller/auf dem Dachboden. Das ist erlaubt!

Darf ich Dir etwas mit auf den Weg geben? Übe Dich in Gelassenheit, denn das ist eins der wichtigsten Mitbringsel der Lebensmitte, so geht es mir jedenfalls, ich gehe heute mit 50 Jahren viel gelassener durchs Leben, als noch vor 10 Jahren. Ich liebe es, dass ich nichts mehr muss aber alles darf, was mir gefällt. Das gilt für Kleidung, wie für andere Dinge im Leben. Und ich finde es toll! Dafür dürfen gerne ein paar Lieblingsstücke von “damals” mein Leben verlassen, ich gebe sie ins Sozialkaufhaus, damit sich noch jemand anders drüber freuen kann. Ist ja bald schon wieder Karneval.

Herzliche Grüße,
Ursula
Die Ordnungs-Expertin

Weitere Artikel der Blogparade zu diesem Thema kannst Du hier lesen:

Heike Specht: Wohlfühlgewicht? Ist Gewicht, was sich bei mir wohlfühlt!

Sunita Ehlers: Bye, Bye Traumfigur

Anja Rödel: Traumfigur? Wohlfühlgewicht? Wenn die Brezel mit dem Hosenknopf …

Alle noch bis Ende Oktober folgenden Artikel findest Du hier.

10 Kommentare

  1. Silke Steigerwald

    Liebe Ursula,

    was bin ich froh, dass ich deinen Artikel auch als “Lese-Stoff” gefunden habe. Ich mag Lesefutter einfach am Liebsten.

    Hei soooo ein toller Artikel.Ich hab mich in jedem “Ab-Schnitt” wiedergefunden. KLASSE!!! Vielen Dank und ganz ordentlich viel Grüße schickt dir Silke

    Antworten
    • Ursula

      Liebe Silke,
      vielen Dank für Deine Nachricht, das freut mich sehr! 🙂
      Herzliche Grüße,
      Ursula

      Antworten
  2. Frauke

    Liebe Ursula – JETZT weiß ich, was mich an dieser Reihenfolge immer störte bei Marie K …
    Denn genauso isses! Ich habe die Tage erst wieder überlegt, ob ich … diese Hosen … oder ob ich da wieder reinpassen werde? Noch bin ich unentschlossen. Aber Du hast völlig recht – selbst wenn ich wieder abnehme, ob dann meine Figur wieder “so wie vorher” wäre, steht auf einem anderen Blatt :-/
    Ich nehm den Gedanken mal mit, wenn ich wieder vor dem Kleiderschrank stehe und denke … was mach ich bloß damit ???

    liebe Grüße, Frauke

    Antworten
  3. Martina Eyth

    Liebe Ursula,

    ich habe Deine Zeilen sehr gerne gelesen.

    Dass es diese speziellen kleinen Tierchen gibt, wusste ich noch gar nicht 🙂

    Ganz viele liebe Grüße schicke ich Dir ♥

    Martina Eyth

    Antworten
  4. Angelika Erz

    Liebe Ursula,
    das stimmt, Kleidung kann sehr emotional sein. Schön wenn du Menschen dabei hilfst, die Geschichten dahinter zu bewahren und sich von der Kleidung zu trennen, wenn’s einfach nicht mehr passt!
    Liebe Grüße 🙂
    Angelika

    Antworten
  5. Birgit

    Ja gut dass es Ursula Kittner mit ihrer Aufgabe gibt.
    Danke für Ihre Hilfe 2017, jede Menge Balast der weg ist und trotz der Anstrengung der Veränderung hatten wir Spass und Zeit gemeinsam zu Mittag zu speisen.

    Über den gewichtigen Eintrag muss ich schmunzeln … Wie Viel Kinos… will soll ich abnehmen. Da wäre bei der üblichen Kino Grösse eins ja schon zu viel!
    Möchte noch leben mit meinen Kilos oder einige weniger. Lächelt einfach mit.
    DANKE für die Infos Kleiderschrank & Figur
    … mein Kleiderschrank ist voll und ich weiss gar nicht was sich da drin befindet.
    Jetzt kann ich leichter aussortieren… denn die darin befindlichen Grössen… passen sich wohl nicht der Figur- ver-änderung wirklich an.
    Ich bleibe im Veränderungsprozess und nenne es wachsen, weiterentwickeln und Ordnung innen wie aussen
    Anstreben.
    Weitermachen G LG Birgit

    Antworten
  6. made with Blümchen

    Du hast wirklich Recht, Ursula, dass mit Kleidungsstücken ganz viel Emotionen verbunden sind. In meinem Schrank befanden sich vor dem Ausmisten rund 60 großteils selbst gestaltete T-Shirts aus Studententagen… Sie durften alle gehen. Aber nicht nur das Gewicht und die Figur ändern sich, auch der Geschmack und der eigene Stil? Meiner zumindest, darüber schreibe ich dann morgen in der Blogparade. lg Gabi

    Antworten
  7. Folie

    Es ist einfach toll, so einen Beitrag zu lesen, vor allem wenn es um den Körper geht, ich kämpfe auch zurzeit mit mir selbst, aber das wichtigste ist dann man Gesund ist. Danke für die unermüdliche Arbeit, die in diesem Blog steckt.
    Lg Emma

    Antworten
    • ukittner

      Liebe Emma,
      vielen lieben Dank für Deine Nachricht. 🙂
      Ich wünsche Dir Mut, Zuversicht und Entscheidungskraft Für Dich und Deinen Kleiderschrank.
      Herzliche Grüße,
      Ursula

      Antworten
  8. terrassenueberdachung

    Ein Thema das mich auch zurzeit beschäftigt. Danke für den tollen Lesestoff, wünsche jetzt schon frohe Weihnachten.

    Lieben Gruß Mia

    Antworten

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